16 – Vicksburg

Wir sind jetzt auf der geografischen Breite von Nazareth. Und Marakesch. Und Shanghai. Doch der Reihe nach.
Für heute, Sonntag, hatte sich Margit eine für ihren Chor berühmte Gemeinde im Süden von Memphis ausgesucht. Die haben keine Internetseite und so sind wir schon um kurz nach acht aufgebrochen, um nur ja nichts zu verpassen.
Als wir so gegen neun dort ankamen, war noch niemand da. Erst später tauchte eine ältere Schwester auf, die uns sehr freundlich darüber informierte, daß der Gottesdienst erst um halb zwölf beginnt.
Wir haben uns dann in die vorher beginnende Sonntagschule gesetzt, die ja hier auch für Erwachsene ist. Der Chorleiter sprach über den Zöllner im Tempel, sehr eindringlich. Predigten hier im Süden laufen im Dialog ab: Der Prediger stellt eine These auf, die Gemeinde bestätigt diese mit „Amen“ oder „Yeah“. Er stellt eine Frage, die Gemeinde antwortet im Chor oder vervollständigt den zitierten Bibelvers. Einschlafen ist da nicht drin.

Der Gottesdienst beginnt mit einer musikalischen Einführung eben jenes Chores, begleitet von veRschiedenen Instrumenten.
Der Bruder an der Hammond-Orgel ist ein 400-Pfund-Kawenzmann. Ich schaue mich heimlich um, wo der Gabelstapler steht, der ihn auf seine Bank gehievt hat. Aber er geht in seiner Musik auf und hat seine Kollegen gut im Griff. Die Finger flitzen über die Tasten, während Al Green über Römer 1 predigt. Der Gitarrist ist sehr entspannt und harft seinen Part eher bluesmäßig, sieht irgendwie aus wie BB King in jung.

Die Lithurgie entspricht nicht dem, was wir so kennen und wir müssen uns anstrengen, den roten Faden nicht zu verlieren.

Nach dem Gottesdienst können wir uns umziehen, wir haben unser Hotelzimmer ja dabei.
Wir überlegen, ob wir uns die Sümpfe um Hollandale ansehen, entschließen uns jedoch, lieber gleich bis Vicksburg durch zu fahren. Die Interstate ist frei und die Karre lässt auch bei 80 mph am Berg keinerlei Schwächen erkennen. Wäre da nur nicht das permanente Schlürfen.
Der Sprit (das 87-Oktan-Zeugs, was die Amis als Sprit zu bezeichnen wagen) kostet derzeit rund zwei Dollar pro Gallone. Also so um die o,48 Euro/Liter.

Wir passen an den County-Grenzen mächtig auf. Hier stehen die Sheriffs gerne und lasern.

Vor Jefferson nutzen wir die Gelegenheit, um ein Stück auf dem Natchez Trail Parkway zu fahren. Eine ähnliche Strecke, den Blue Ridge Parkway auf dem Höhenzug der Apalachen, sind wir ja schon vor Jahren mal gefahren. Der Natchez ist sehr schön und wir bedauern fast, dass wir ihn nicht schnell mal hinauf zum Cumberland River bei Nashville fahren können.

Margit macht mir Sorgen.
Seit ein paar Tagen schon murmelt sie was von Aufsitzmähern und so. Ständig schweift ihr glänzender Blick in die Vorgärten (hier so um die 2000 qm groß), wo sogar manchmal die Frauen (!) mit diesen Dingern über den Rasen fetzen.
Sie hat schon zweimal Geld auf dem Boden gefunden und ich habe den Verdacht, daß sie das heimlich dafür beiseite legt. Muß man im Auge behalten, sowas.

In Vicksburg haben wir einen „full hookup“-Stellplatz hinterm Deich. Der Platz gehört zu einem schnieken Hotel. Das Hotel gehört zu einem Spielcasino. Glücksspiel (oder Glückspiel? 🤔🙄) ist hier nur auf dem Fluß erlaubt, daher sieht es aus wie ein Shuffleboat.
Omis mit Gehhilfe werfen Quarters in die einarmigen Banditen, Farmer und herausgeputzte Damen spielen an den Tischen.
Das Steakhouse im Obergeschoß ist unser Ziel und serviert erstklassigen Stoff.

Gesättigt und müde wälzen wir uns wieder heim. „Home is, where you park it“.

… Das Wasser im Munde …

O.K. Jetzt können wir es Euch ja sagen. der wahre Grund unserer Reise war das hier:

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Die Weltmeisterschaft im Barbeque wurde dieses Jahr am 15. Mai in Memphis ausgetragen. Direkt am Mississippiufer. Wir kamen um 19:00 Uhr erst am Ort des Geschehens an, da waren die Wettbewerbe schon durch. Uns blieben noch die Knochen. 😩
Aber die Siegerehrung haben wir noch miterlebt.
Ein paar Eindrücke:

 

Anschließend ging es auf die Beal Street. Wir haben natürlich bei Silky’s gegessen.

14 – Walking to Memphis….

Der Reelfoot Lake ist ein Geheimtip. Also nicht weitersagen. Heute morgen hat der Wind den See aufgewellt, die Angler sitzen mit ihren Coffee-Mugs in den Wohnwagen und warten ab. Man hat Zeit. Ein Faltcaravan mit Klimaanlage ist für uns ein Novum und wir bewundern ihn ausgiebig.

Wir frühstücken gemütlich und fahren hinauf nach Walnut Log. Den Tipp haben wir vom Camground Host, der – seit Jahren mit seinem Campingstuhl fest verwachsen – am Lagerfeuer nach Newbies wie uns Ausschau hält.
Dort oben kommen sonst nur selten Fremde hin.

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Ohne Pickup ist man hier ein Niemand.

Da man zum Angeln hier keinen Angelschein mit entsprechender Prüfung benötigt, wachsen schon mal seltsame Früchte auf den Bäumen:

 

Das Angelboot ist hier fester Bestandteil einer jeden baby shower party. Ach ja: Hosenträger. Ganz wichtig hier in der Nord-Westecke von Tennessee.
Daß wir nun in einem Landstrich angekommen sind, wo man im Notfall keinesfalls 911 anruft, zeigen die Straßenschilder.

Auf dem Flohmarkt in Tiptonville kommen wir mit einem Ehepaar ins Gespräch. Sie entschuldigen sich, daß sie hier nur Munition verkaufen. Der Flohmarkt findet auf Land des Bundesstaates statt, daher dürfen sie hier keine Waffen anbieten. Er hat aber gut 20 Stück im Auto, falls wir Interesse haben.

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Die Flußlandschaft is eher sumpfig, wir weichen etwas nach Osten aus.

Deyersburg überzeugt uns nicht, und wir nutzen ein Stück der TN 54. Nach drei Wochen betrete ich erstmals wieder einen McDonalds, der Hunger treibt uns. Bei Covington treffen wir wieder auf das Steuerrad-Zeichen und folgen der Straße nach Süd-Westen.
Wir haben uns in unser Heim gut eingelebt, alles läuft wie am Schnürchen. Die Abläufe sind ja ähnlich wie in unserem Möhrchen, selbst die Staufächer haben wir ähnlich belegt. Klasse sind die große Dusche und das bequemere Klo. Die Hängeschränke haben keinen Zwischenboden wie bei unserem, daher kann man trotz größerem Volumen wesentlich weniger darin verstauen. Der Backofen wird für frische Brötchen genutzt, Generator und Mikrowelle sind eigentlich überflüssig.

Wir schlafen gut, das Bett ist breit und die Matratze genau richtig. Wasser- und Abwassertanks sind riesig, in unserem Kofferraum könnte eine Bluesband auftreten. Alles in allem sehr bequem und trotz der Breite noch gut handhabbar.

Gut sind auch die Ver- und Entsorgungsanschlüsse, es gibt einen Anschluß ans Wassernetz, somit kann man endlos duschen, ohne den Frischwassertank zu nutzen.

Die meisten Campingplätze sind „full hookup“, d.h., man kann das Fahrzeug an ein Abwasserrohr anschließen.
Wir haben den Bible Belt betreten und haben uns von guter christlicher Countrymusik anstecken lassen.
Der Fluß ist träge und auch das ist ansteckend.

Riesige Felder und eine breite Schotterstraße. Uns kommt eine weiße Landaulet – Stretchlimousine entgegen. Hier. Mitten in der Pampa. Der ältere Herr grüßt freundlich.

Zurück auf die Interstate 51, Memphis ist nur noch ein paar Kilometer entfernt. Erneut queren wir den Fluß, auf der Westseite liegt Arkansas. Dort erwartet uns ein KOA-Platz. Wir wollen ein paar Klamotten waschen, dort gibt es Waschmaschine und Trockner. Wir beladen gleich 2 Maschinen parallel und sind mal gespannt, was dabei herauskommt.

13 – Cairo

Sehr schöner Morgen hier auf dem Campingplatz.

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Die riesigen Wasserflächen auf den Feldern haben wir gestern noch auf den Regen geschoben.
Direkt an unserem Campingplatz auf Walkers Island im Horseshoe Lake (am Westufer, gegenüber von St. Louis) verläuft sich das Wasser gerade. Zurück bleiben wild um sich schlagende Fische auf dem Acker. Die sind nicht vom Himmel gefallen: Die Wasserlachen stammen von der Überflutung.
Wir fahren wieder nach St. Louis hinüber, vielleicht gelingt es uns ja doch noch, Tickets für das Gateway Arch zu bekommen. Tatsächlich! Vorsaison eben!
Die seltsamen Schrägaufzüge sind wenig Vertrauen erweckend, aber es sind ja nur 192 m Fallhöhe. Die Aussicht ist überwältigend. Der Regen hat die Luft gereinigt und vor uns liegt der wilde Westen.

Wir bleiben auf der Missouri-Seite. Bei Ste Genivieve (Darf man keinesfalls versäumen, ein total schönes Örtchen) nutzen wir die Little Rock Fähre über den nun deutlich breiteren Fluß.
Auf einer Art Terrasse entlang des Flusses geht es leicht erhöht weiter gen Süden.

Cairo ist unser Ziel. Es geht fast immer geradeaus. Die Leute im südlichen Illinois sind definitiv deutscher Abstammung. Nicht nur die Straßennamen sind deutsch, auch die Fahrweise. Speedlimits werden als Untergrenze eines auf freiwilliger Basis angelegten Richtwertes interpretiert. Das MUSS an den Genen liegen.

Der Speisezettel der Landstraße erweitert sich um Schildkröten und Gürteltiere. Letztere sind kein schöner Anblick. Zumindest nicht in zermatschtem Zustand.

Die Kirchen werden flacher und breiter, ebenso die Sprache. Der Southern Drawl kommt zur Geltung, man muß teilweise sehr gut hinhöhren.

In Cairo fragt man sich, welcher Fluß hier in wen einmündet. Der Mississippi bringt weitaus weniger Wasser in die Ehe ein als der Ohio. Wir stehen an der Landzunge und staunen. Einfach nur gewaltig.

Natürlich dürfen wir Chester nicht auslassen. Schließlich ist unsere Generation noch mit Spinat aufgewachsen. Wegen des Eisens. Und wegen Popeye, der hier erfunden wurde. Wobei wir uns immer gefragt haben, wie der das Zeugs runtergekriegt hat, und warum er Olivia nicht geheiratet hat. Aber auch in Chester gibt es keine Antworten. Also weiter.

Ein paar Meilen südlich erwartet uns die Dorena-Hickman-Fähre, die uns hinunter nach Kentucky bringt. Die ist schon ein ganz anderes Kaliber als die flußaufwärts gelegenen Fährlein. Der Diesel dröhnt gewaltig, als wir uns gen Süden schieben.

Margit fährt ein Stück und gewöhnt sich an unser Spaceshuttle. Platz haben wir wirklich reichlich.
Der Fährmann hat uns einen Campground im Reelfoot Lake State Park empfohlen. Link Und da sitzen wir nun in dieser Idylle und lassen den Tag ausklingen.

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12 – Auf nach St. Louis

Fotos fügen wir ein, wenn wir bessere Internetverbindung haben.

Um 7:00 Uhr rollen wir vom Hof. Margit duckelt noch, und ich bemühe mich, sanft zu fahren. Unser Schiff neigt dazu, sich aufzuschaukeln und Querschwankungen nicht abzufangen. Das verursacht bei Margit sowas wie Seekrankheit.
Ich bewundere unterdessen das Wildbret entlang der Straße. Hier ein von einem schnellen Chevy mundgerecht filetierter Waschbär, dort eine vom 50-Tonnen-Mack längs ausgewalzte Schlange. Die Aasfresser sind nicht wählerisch und haben scheints immer einen Spachtel dabei.

Unser erstes Ziel heute ist die Winfield Ferry. Die Fähre pendelt stündlich, wie mir ein zahnloser Greis am Wegesrand versichert. Nach anderthalb Stunde warten ist die Fähre immer noch nicht herübergekommen, und wir werde langsam nervös.
Kein Mensch weit und breit. Im Internet finden wir den Hinweis, daß Winfield ausser Betrieb ist. Kein Hinweisschild, nichts. Jetzt wird erst mal gefrühstückt, die Anlegestelle bietet eine schöne Sicht auf die oberhalb gelegene Schleuse.
Wir fahren also weiter zur Eagles Ferry, wir wollen schliesslich auf die Halbinsel zwischen Illinois River und Mississippi.
Hier also lassen sich die Eagles über den Fluß trans-ferry-ren. 😜
Wir reisen mit.
Die Fähre ist eine abenteuerliche Konstruktion aber der Bartgeier am Ruder versteht sein Handwerk.

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Hier zwischen den beiden mächtigen Flüssen gedeihen Aprikosen, die Farmen sind aufgeräumt und gepflegt.
Mit der Brussels-Fähre gelangen wir an das Nordufer des Illinois-Rivers.
Stromaufwärts liegt der Pere Marquette State Park. Wir nehmen uns die Zeit, hinauf zum Mc Adams Peak zu wandern. Anderthalb Stunden, die Aussicht ist überwältigend. Auch hier wieder lässt sich die Weite nicht mit der Kamera einfangen.

Mit unserm fahrbaren Kleiderschrank geht es nun weiter über eine Panoramastraße entlang der Hügelkette, nördlich der IL 100. Immer wieder tolle Aussichtspunkte, von denen aus man die Einmündung des Illinois in den Hauptstrom bewundern kann.

Grafton und Elsah, zwei hübsche Orte am linken Mississippi-Ufer, laden zum Verweilen ein. Zahlreiche Biergärten weisen auf Touristenandrang in der Hauptsaison hin. Wir sind zu dieser Jahreszeit nahezu allein.

Bei Alton fahren wir über den Fluß nach Süden, wir wollen an die Landspitze am Zusammenfluß von Mississippi und Missouri. Zunächst fahren wir ans Flutwehr und schauen den Anglern zu. Langweilig, da man ohne jeglichen Köder ständig 3 Kilo Catfish am Haken hat. Auswerfen und ziehen. Fertig.
Auf dem Schotterweg Richtung Landspitze geht es nicht so recht weiter. Ein netter Vogelkundler fährt mit mir in seinem Pickup weiter, um die Strecke zu begutachten. Gesperrt, wahrscheinlich wegen Unterspülung. Toll. Wieder kein Hinweisschild und 20 km umsonst gefahren.
Wir werden allerdings durch die tolle Aussicht vom Turm in Hartford entschädigt. Der steht zwar schon seit 2010 hier, aber in keinem Reiseführer.

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Ein paar hundert Meter weiter besuchen wir das Lewis und Clark Museum.
Vor über 30 Jahren bin ich von St. Louis aus aufgebrochen, um den Spuren dieser beiden Forscher gen Westen bis zum Pazifik zu folgen. Allein, nur mit Rucksack und Zelt. Jetzt ist meine Liebste dabei, deren Namen ich damals aus Muscheln in den Sand des Pazifikufers geschrieben habe. Hachja….

Schließlich und endlich finden wir einen Parkplatz mitten in St. Louis. Wir wollen zum Gateway Arch, dem Symbol der Erforschung des wilden Westens.

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Leider macht der Lift schon um 6 Uhr zu. Wir versuchen, Tickets für morgen zu erstehen, der Verkaufskiosk macht aber schon um 5 zu. Man kann die Fahrkarten auch online beziehen. Wenn die Internet-Seite tut. Was sie nicht tut. Arghhhh….
Unser Stellplatz für die Nacht liegt auf einer kleinen Halbinsel inmitten eines der zahlreichen Flussbiegungen, die im Laufe der Zeit vom Hauptstrom abgeschnitten wurden. Diese hufeisenförmigen Seen gibt es flußabwärts überall und sind sehr beliebte, teure Wohngebiete. Häuser mit eigener Bootsanlegestelle und Abendessengarantie. Das Wasser isr sehr sauber und Fische gibt’s in Hülle und Fülle.

11 – Mittwoch

Bereits vor 8:00 Uhr sind wir wieder auf der Great River Road unterwegs nach Süden. Wir bleiben auf der Iowa-Seite, also am Westufer.

Hier gibt es immer wieder Anlegestellen aus der Zeit der Schaufelraddampfer, die sich hervorragend zum Verweilen – in unserem Fall zum Frühstücken – eignen. Total friedlich, und das Vogelkonzert ist überwältigend.

Man fragt sich, wie die Amerikaner sooo viel Luft in ein Toastbrot bekommen. Total fluffig. Beschließe, dem ein Ende zu bereiten, und komprimiere das Toast auf wenige Kubikzentimeter. Mit einem Klecks Nutella (jawohl, gibt es hier zu kaufen) sieht es zwar wirklich sch… aus, schmeckt aber.

Wir beschließen, auf der Iowa-Seite zu bleiben und fahren duch interessante kleine Dörfer und vorbei an einsamen Farmen, über den Iowa-River, schauen uns Burlington an. Weiter nach Fort Madison.

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Inzwischen haben wir wohl mehr als 100 Adler gesehen, wir zählen schon nicht mehr. Gähn… Kumma, noch einer.

In Keokuk vervollständigen wir unsere Vorräte, kurze Zeit später überqueren wir die Grenze nach Missouri.

Hannibal dürfen und wollen wir nicht auslassen. Die Geburtsstadt von Mark Twain ist identisch mit dem von ihm beschriebenen St. Petersburg. Tom Sawyer ist hier allgegenwärtig, und das Museum, Mark’s Geburtshaus und die Hütten von Huckleberry Finn sind liebevoll gestaltet. Zudem gibt es hier Geschäfte, die aussehen, als ob die Zeit stehen geblieben wäre.

Der Osten von Missouri ist – anders als erwartet – sehr hügelig, die Great River Road streckt sich lang dahin, die Kurven sind selbst mit unserem Trümmer von Wohnmobil gut zu fahren. Zwischendurch immer wieder Aussichtspunkte, von denen man einen wunderbaren Blick über die Flußlandschaft genießen kann. Das ist mit keinem Fotoapparat der Welt wirklich einzufangen. Diese Weite, das Vogelkonzert.

Bei Louisiana wechsen wir wieder auf das Ostufer in Illinois. Ein Yachthafen hat Stellplätze, und wir genießen den schönen Abend.

Eigentlich wollten wir noch lustwandeln, aber die Mücken belehren uns eines besseren. Kaum ist die Sonne untergegangen, setzen die Frösche ein. Untermalt vom Pfeifen eines Güterzugs (der irgendwie ständig um uns herum zu fahren scheint) und dem längst fälligen Gewitter, daß mit seinem etwas entfernter rumorenden Zwillingsbruder um die Wette grummelt. Na denn: Gute Nacht ! 😴💤

10 – Dienstag

Heute Nacht hat es geregnet, und die Luft hängt voller Nebelschwaden. Eine herrliche Stimmung. Wir fahren von Prairie du Chien auf der Wisconsin-Seite weiter nach Süden. Also linksmississippiisch sozusagen. Eine hügelige Landschaft, und das Fahren macht riesig Spaß, da es nicht stur geradeaus geht. Das Auto hat mich heute morgen echt überrascht. Habe brav Ölstand und Bremsflüssigkeit überprüft und sicherheitshalber noch die Zylinder gezählt. Zwo-vier-sechs-acht… Moment! Da sind ja noch zwei. Tatsächlich: anstelle des in Deutschland avisierten 4,7 l V8 ist hier der Triton-Zehnzylinder mit 6,8 l und umgerechnet 315 PS verbaut. Ach, deshalb drehen die Hinterräder also an jeder Ampel durch 🙂

Bei Dubuque (Iowa) queren wir den Fluß und besuchen das River-Museum und einen alten Schaufelraddampfer. Dieser wurde benutzt, um die Fahrrinne zu vertiefen. Für damalige Verhältnisse eine Wahnsinnskonstruktion.

Weiter durch Iowa nach Bellevue. Der langestreckte Ort trägt seinen Namen zurecht. Der Mississippi ist hier weit und fließt träge, die schönen Häuser stehen direkt am Ufer und fast jeder hat seinen eigenen Anlegesteg.

Margit hat gestern schon angefangen, die Vorgärten mit ihren teils schrillen, teils kuriosen Ausstattungen zu bewundern.

Am Eagles Point hoch über Belleville zählen wir wieder um die 20 Adler.

Auf den Friedhof finden wir viele deutsche Namen. Gräber werden hierzulande nicht mehrfach belegt, daher finden wir hier Grabsteine aus dem Jahr 1812.

Nach einem Besuch des Buffalo-Bill-Museums in dessen Geburtsort Le Claire geht es weiter, vorbei an Bettendorf und Davenport. Zusammen mit den auf der anderen Flußseite in Illinois gelegenen Städten Molins und Rock Island bilden sie die Quad Cities, ein Industriezentrum. Bei Buffalo finden wir einen Campground direkt am Wasser. Hier gibt es sogar einen Sandstrand. Mal sehen, ob uns die Mosquitos nun gänzlich auffressen werden.