Am Freitag sind wir schon um neun mit Felix verabredet. Felix is Ire. Er hat sich, nach gut zehn Jahren Aufenthalt in China, mit seiner kleinen Familie hier in Marrakesch niedergelassen.
Er besitzt eine russische Ural mit Beiwagen. Die ist eigentlich eine Kopie der Wehrmachts-BMW. Das Getriebe wird noch so gebaut, wie es BMW 1936 entwickelt hat. Der Boxermotor ist lediglich in einigen Details wie Zündung, 12V-Spannung, Anlasser und Lagermaterial etwas modernisiert worden.
Er zeigt uns SEIN Marrakesch.
Zunächst geht es vorbei am Königspalast in den Jardin de l’Agdal.
Felix kennt den Turmwächter und wir trinken mit ihm einen gepflegten Tee.
Früher ist der Sultan auf dem Bewässerungsteich gesegelt. Bis sein Boot unterging.
Dicke Fische balgen sich um die Brotstückchen, die eine ältere Dame opfert.
Felix verlässt die feste Straße und brettert querfeldein zu tief in die Erde gegrabenen Löchern. In Abständen von etwa 6-10 Metern hat man hier abgetäuft und an der Sohle Querstollen zum nächsten Loch gegraben. So hat man über Kilometer unterirdische Wasserkanäle gebaut, um die Stadt zu versorgen. Leider verfallen diese Meisterwerke, niemand hat ein Interesse, sie zu erhalten. Gefunden hat Felix die Hinweise auf die Anlagen in einer französischen Militär-Landkarte von 1935.
Durch das Quartier Francaise macht die Fahrt besonders Spaß. Die Leute sind ob unseres Gefährts höchst erstaunt und winken. Nur freundliche Gesichter. Ein tolles Erlebnis.
Wir besichtigen das spanische Viertel und lernen etwas über Erbrecht.
Wir fahren hinaus in die Palmaira, vorbei an Villen und luxuriösen Golfresorts.
Mit der Karre kommen wir an Ecken, die kein Taxi je erreichen könnte.
Auf dem festen Untergrund kommt die Ural gut voran und Felix zeigt uns einige sehr schöne Stellen. Es wird wieder aufgeforstet, die Schwester des Königs unterstützt das Programm.
Immer wieder Kinder, die mit Margit, die im Beiwagen sitzt, „Give me five“ abklatschen.
Durch die nördlichen und östlichen Viertel ausserhalb der Medina, wo die Handwerker schaffen, sind wir noch nicht gewandert. Wir halten an und schauen Schreinern, Messinghämmerern, Schlossern und Mosaikmachern zu. Toll, was die mit relativ einfachen Mitteln erschaffen.
Kurz nach Mittag kommen wir wieder im Riad an, glücklich und voller Eindrücke.
Nach obligatorischer Siesta ist unser Abschluß-Spa angesagt.
Danach essen wir im Riad, schauen im Ifoulki vorbei um uns zu verabschieden.
Die Dachterasse des Kosybar muß unseren Abschiedsschmerz auffangen, bevor wir müde ins Bett fallen.
